Freie Presse online, 03.11.2002 Ex-UN-Waffeninspektor kritisiert Irak-Krieg Ritter: USA steht Urteil über Bagdads Waffenprogramm nicht zu 3.11.2002 Der frühere UN-Waffeninspekteur Scott Ritter hat erneut ein mögliches militärisches Vorgehen der USA gegen Irak kritisiert. Den Vereinigten Staaten stehe es nicht zu, über den Zustand der irakischen Programme für Massenvernichtungswaffen zu urteilen, sagte Ritter in Berlin. Daher könne Washington auch keine gewaltsamen Konsequenzen ziehen. Eine Entwaffnung Iraks könne nur auf Basis internationalen Rechts erfolgen. Ritter sagte weiter, das Streben Washingtons nach einem Sturz des irakischen Machthabers Saddam Hussein habe die internationalen Bemühungen um Waffenkontrollen "korrumpiert": "Eine Entwaffnung Iraks steht nicht zur Diskussion, solange nicht internationales Recht fair angewendet wird." Ein Krieg gegen Irak lasse sich jedoch bestenfalls noch vier Wochen lang verhindern, sagte Ritter weiter. Ende November seien die militärischen Vorbereitungen der USA im Nahen Osten voraussichtlich abgeschlossen und nicht rückgängig zu machen. Mit Luftangriffen auf Irak sei dann Anfang bis spätestens Mitte Dezember zu rechnen. Etwa Anfang Januar könnten dann US-Bodentruppen nach Irak einrücken. Ritter galt in seiner Zeit als Waffeninspekteur als "Falke" und schied 1998 mit der Begründung aus dem Dienst, dass die UNO und die USA ihn nicht genügend in seinem harten Kurs gegenüber Bagdad unterstützten. In letzter Zeit tat der ehemalige Offizier der US-Marineinfanterie sich jedoch zunehmend mit kritischen Tönen hervor und lehnte einen Angriff auf Irak kategorisch ab. Anfang September war er zu Besuch in Bagdad und bot sich als Vermittler an. © Copyright von AFP.